Rundbrief an die Präsidenten (13.6.13)



Verbandstag-Protokoll

Eigentlich hatte ich die Jahreshauptversammlung schon verdrängt, aber nachdem die Protokoll-Abschrift jetzt mit der Post kam, möchte ich mich nochmals zu einigen Punkten äußern - und zwar als Teil des Souveräns des Verbandes, d.h. als DGV-Mitglied und als Gewerbetreibender mit 60 Angestellten, der stark den Einflüssen unterliegt, die das Präsidium des DGV zu verantworten hat. Ich nehme mir das Recht, Kritik zu äußern! Wir alle, die mit Golf unseren Lebensunterhalt verdienen, sind sehr stark von dem abhängig, was der Deutsche Golf-Verband entscheidet.

956 Stimmen waren nicht vertreten

Generell ist das Protokoll sachlich geschrieben. Am Anfang des Protokolls wird vermerkt, dass von den 1541 Stimmen der Mitglieder im DGV nur 582 Stimmen durch berechtigte Delegierte vertreten waren. Davon wurden ca. 140 Stimmen durch Landesverbandsvertreter bei Abstimmungen eingebracht.

Bei der Abstimmung, ob meine Anträge in der Tagesordnung vorgezogen werden können, waren noch alle Stimmberechtigten anwesend. Das Ergebnis lautete: 245 Stimmen waren dafür, gegen den Antrag wurden 313 Stimmen abgegeben. Am späten Nachmittag - eine große Anzahl der stimmberechtigten DGV-Mitglieder-Vertreter befand schon auf dem Heimweg - hatten meine Anträge dann keine Chance mehr.

Beratungsresistent

Ich gebe zu, die Anträge waren eine Frustreaktion auf mein fünfstündiges Gespräch mit dem neuen Sportdirektor Herrn Neumann. Ich wollte jedoch nicht nur destruktive Kritik üben, sondern auch Ansätze entwickeln, die uns alle weiter bringen können. Es ist auch richtig, dass nahezu alle Präsidiumsmitglieder in den letzten Jahren zu langen Gesprächen in Bad Bellingen waren. Das hat aber zu keinen Ergebnissen geführt. Die Damen und Herren sind beratungsresistent. Selbst eine Diskussion über die VcG, die eine starke Konkurrenz für viele kleine Clubs und DGV-Mitglieder, die einen Golfplatz und ein Clubhaus betreiben, darstellt, wird nicht geführt. Dabei geht es mir nur um Gerechtigkeit. Die Logik meiner Argumentation ist doch recht einfach und nachvollziehbar.

Die VcG ist Konkurrenz für DGV-Mitglieder

Die Leitung der VcG fordert Spielrechte von den Golfclubs mit Anlagen und vermarktet diese, um Gewinn zu machen. Kein Golfclub gibt so viel Geld für Werbung aus wie die VcG. In Golfmagazinen, im Fernsehen und im Bereich „Mitglieder werben Mitglieder mit Bonuszahlung“ wird geworben. Jubiläums-Angebote werden in Preisbrechermanier (vor einigen Jahren kostete eine Mitgliedschaft noch 300€) im DGV-Mitglieder-Umfeld platziert. Glanz-Broschüren werden als Paket an die Clubs verschickt. Das ist ein klares Konkurrenz-Verhalten gegenüber DGV-Mitgliedern. Diese Aufzählung könnte man noch weiter führen. Sich dabei immer wieder auf Jan Brügelmann zu berufen, ist nicht ehrlich. Ich bin ganz sicher, dass die Väter des Gedankens sich die VcG so nicht vorgestellt hatten.

Viel Geld ohne zahlbaren Erfolg

Laut Protokoll hat die VcG in den letzten Jahren den DGV-Mitgliedern 22 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Das ist so nicht richtig! Es muss heißen, dem Schatzmeister oder dem Präsidium wurde diese Summe zur Verfügung gestellt. Vom Ehrenamt wird entschieden, wie die Gelder eingesetzt werden. Es muss gefragt werden: Warum ist das so? Die Herrschaften haben kein Spielrecht zur Verfügung gestellt.

Im selbstherrlichen Ton verkünden Vertreter der VcG, dass Aktionen wie „Abschlag-Schule“, „Pay und Play“, „play Golf - start living“, die „play Golftour“, die 19 mal in Einkaufszentren veranstaltet wurde, und die Ryder Cup Bewerbung ohne das zur Verfügung gestellte Fördergeld nicht denkbar gewesen wären. Das soll beweisen, wie wichtig die VcG ist. Man hat zwar viel Geld in die Hand genommen, aber alle Aktionen waren ohne zählbaren Erfolg.

Selbstgestrickter Mythos

Über den vom VcG selbst gestrickten Mythos ist im Golf-Journal Heft 11 (2003) unter der Überschrift: „Die grüne Welle – Deutschlands größte Golfsport-Initiative schreibt Geschichte“ zu lesen: „Was die Initiative – „play golf - start living“ für den Golfsport tatsächlich geleistet hat, wird also in seiner Bandbreite erst in einigen Jahren zu erfassen sein. In der Zwischenzeit dürfen sich die Verantwortlichen über den messbaren und bereits heute beispiellosen Erfolg ihrer Aktion freuen“. Weiter heißt es: „Drei Jahre sind für sich betrachtet eine vergleichsweise kurze Zeitspanne. Für den Golfsport in Deutschland jedoch sind sie von elementarer Bedeutung. Während der vergangenen 36 Monate wandelte sich der einst als elitär und verstaubt geltende Sport zum Publikumsliebling  - insbesondere der 20 - 49 Jährigen - und ließ sein Altherren-Image hinter sich, um sich als Synonym für Spaß, Fitness und Lebensfreude zu positionieren (…) Den entscheidenden Funken für die ‚grüne Welle‘ zündete eine Initiative, die bewiesener Maßen als größte und erfolgreichste im deutschen Golfsport gelten darf. ‘Playgolf - start living‘ heißt die Aktion, die Ende 2000 vom Deutschen Golfverband und der Vereinigung Clubfreier Golfspieler ins Leben gerufen in nur drei Jahren die breite Öffentlichkeit zum Golfsport führte“ (Text: VcG).

Die Wahrheit

Da verkennt jemand die Sachlage. Das sind große Worte. Was ist eingetroffen? Nach den mit dem DGV abgesprochenen und von der VcG bezahlten Aktionen ist die Mitgliederentwicklung in den DGV-Clubs von der Zuwachsrate von 6,8% im Jahr 2003 auf 1,7% in den letzten 10 Jahren abgestürzt.

Die Zahl der Jugendlichen in den DGV-Mitglieder-Clubs ist von 60.000 auf 50.000 gesunken. Bei den genannten „bis 49-Jährigen“ liegt der Zuwachs bei einem Drittel der gesamten Neugolfer und befindet sich somit ebenfalls in prozentualem Abwärtstrend. Das Image des Golfsports in Deutschland ist verheerend. Die Entwicklung beweist dies.

Das Argument, die VcG-Mitglieder bringen 10 Millionen Greenfee in die Kassen der Golfclubs, ist eine weitere Alibibehauptung. Nahezu alle VcG Golfer sind durch die unterschwellig fehlende Akzeptanz schmerzfrei geworden.

Bei einer Auflösung der VcG würde keiner der Golfer mit seinem Sport aufhören. Sie würden sich Fernmitgliedschaften, die in ganz Deutschland von DGV-Mitgliedern angeboten werden, kaufen und weiter ihre sporadischen Golfrunden zum Teil auch in ihrem neuen Club spielen.

Das vermeintlich wichtige Argument, die VcG bilde ihre Neu-Mitglieder gut aus, ist eine Ohrfeige für alle Golfclubs und deren Golflehrer, die jährlich über 50.000 Neu-Golfer auf die Spielbahnen in ganz Deutschland bringen. Können die Clubpro`s etwa keine Anfänger ausbilden? Die Zahl der Fernmitgliedschaften ist im allgemeinen Informationsfluss rund um den Golfsport nicht gesichert. Es werden 70.000 bis 80.000 oder gar 100.000 Fernmitglieder genannt, also Golfer, die ihren DGV-Ausweis bei DGV-Clubs kaufen.

Diese Zahl beweist doch, dass die meisten Golfer an der VcG vorbei für sich entschieden haben, wo sie ihren DGV-Ausweis herbekommen. Das ist der neue Markt. Das ist im „DGV-Mitglieder-Forum blog.de“ nachzulesen.

Doppel-Funktion

In meinen Anträgen 3 und 4 geht es um ein ganz simples Beispiel. Man sollte sich vorstellen, der Präsident ist Unternehmerberater und steht bei einem großen Golfplatzbetreiber in Lohn und zudem ist er auch Präsident für den Betreiber-Verband und Präsidiumsmitglied im DGV. Geht nicht? Genau, das sage ich doch.

Kein Durchdringen

Dass ich mit meiner Kritik an die Förder-Pyramide im Jugend- und Amateursport in meinem 5. Antrag nicht durchdringe, ist bei mir angekommen. Aber auch hier haben die letzten 16 Jahren bewiesen, dass alle Maßnahmen null Erfolg im Profi-Spitzensport nach sich zogen. Das ist ebenfalls nachzulesen im „DGV-Mitglieder-Forum blog.de“.

Derjenige, der die Dienstleistung beansprucht, soll diese auch bezahlen

Bei Antrag 5 lag ich falsch. Aber eigentlich wollte ich nur, dass die Plakettenverteilerei bei den Dinner-Abenden der Verbandstage aufhört und dass die Kosten nicht der Allgemeinheit der DGV-Mitglieder aufgebürdet werden.

Wir DGV-Mitglieder müssen es buckeln

Meine Unzufriedenheit mit der Performance des Präsidiums der letzten 15 Jahre wollte ich mit meinem Antrag 7 zeigen. Eine nachhaltige Auswirkung für alle DGV-Mitglieder hat die nicht eingetroffene Ankündigung vom Präsidenten: „Graf-Becker-Stich und 1 Million Golfer im DGV“. Jetzt nach 15 Jahren ist es deutlich zählbar. Aus den angekündigten 1 Million und mehr Golfern sind tatsächlich nur 630.000 Golfer im DGV geworden - und darunter befinden sich lediglich 400.000 Vollzahler. Herr Nothelfer, der langjährige Vize-Präsident und seit zwei Jahren im Präsidenten-Amt, will die Verantwortung nicht übernehmen.

Uns Mitgliedern ist das egal, ob sich jemand zu seiner Verantwortung bekennt. Wir DGV-Mitglieder haben aber den Schaden zu tragen. Sicher ist dabei, dass die Zeit meine Kritik immer beweisfähiger macht.

Leere Versprechungen

Mit der Deutschen Golf Liga will das Haupt- und Ehrenamt des DGV in Wiesbaden die Wettkampfkultur fördern und internationale Spitzengolfer aufbauen. Herr Schulz-Hanßen hat sein Steckenpferd bekommen. Für Rio kündigt der Sportdirektor in den Medien eine Olympische Medaille an und für 2020 sagt der Präsident einen Olympiasieger voraus. Damit will er die Mitgliederentwicklung positiv beeinflussen. Wenigstens gibt der Präsident keine Prozentzahl für die Entwicklung bei neuen Mitgliedern vor. Es werden wieder sieben Jahre Zeit verstreichen und auch in diesem Fall wird dann sicherlich festgestellt: Das waren wieder einmal Fehleinschätzungen der Entscheider im DGV.

Den Schaden tragen jedoch wir Mitglieder. Und die Zeit läuft immer weiter, und sie lässt sich nicht zurückdrehen.



Eine gute Zeit!



P.S.:
Wir brauchen eine Diskussion der Betroffenen mit ganz neuen Ansätzen.
Kleinst-Anstrengungen werden nicht reichen.
Vorschläge bitte an „DGV-Mitglieder-Forum.blog.de.“

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.